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Geschichte der Flesh Tunnel

25.10.2013 – Piercingline

Gedehnte Piercings haben eine jahrhundertealte Tradition. Hier erfährst du alles über ihre Geschichte und Bedeutung und darüber, wie sie zum Trend wurden.

Der Ursprung

Die Wurzeln dieser Art der Körpermodifikation reichen weit zurück, sodass man sogar von einer jahrtausendealten Tradition sprechen kann. So lassen es zumindest berühmte Beispiele wie

  • Ötzi (3300 – 3255 v. Chr.),
  • Tutanchamun (1341 – 1321 v. Chr.),
  • Buddha (563 – 483 v. Chr.) und
  • die Moai-Statuen (zwischen 1400 und 1600 n. Chr.)

vermuten, die allesamt Merkmale geweiteter Ohrlöcher aufweisen. Sicher ist auf jeden Fall, dass zahlreiche indigene Urvölker das Dehnen von Piercings praktizierten bzw. noch immer praktizieren. Einige der folgenden Beispiele werden dir sicher bekannt vorkommen:

  • die brasilianischen Zoé-Indianer mit ihren Lippenpflöcken,
  • die äthiopischen Mursi und Surma mit ihren Lippentellern,
  • die indischen Apatani mit geweiteten Nasenpiercings,
  • die westafrikanischen Lobi im Süden Burkina Fasos und im Norden Ghanas und der Elfenbeinküste mit gedehnten Ober- und Unterlippenpiercings,
  • die brasilianischen Matis, die Kelabit im Hochland von Borneo, die Konyak aus dem Nagaland an der Grenze zwischen Indien und Myanmar und die Mitglieder der Kanpatha-Sekte in Indien mit geweiteten Ohrlöchern.

Die Bedeutung

In den verschiedenen Stämmen kommen den gedehnten Piercings unterschiedliche Bedeutungen zu. Oftmals drücken sie jedoch die Stellung des Trägers in der Hierarchie der Gruppe aus. Ebenso häufig dient das Piercen als ein Initiationsritual der Kinder in den Kreis der Erwachsenen, woraufhin das gestochene Loch im Laufe der Jahre stets vergrößert wird. Gedehnte Piercings sind innerhalb des jeweiligen Volkes ein Schönheitsideal und gelten als äußerst attraktiv, sind sie doch meist ein Ausdruck eines hohen Status sowie großer Tapferkeit. Gegenüber anderen, eventuell sogar verfeindeten Völkern hingegen dient der Körperschmuck als Merkmal, um sich eindeutig sichtbar von diesen abzugrenzen.

Gern möchten wir dir ein paar Beispiele konkreter erläutern:

Bei den Zoé-Indianern fungiert das Piercen als Aufnahmeritual. Wenn die Kinder ihre bleibenden Zähne bekommen, also etwa im Alter von sieben oder acht Jahren, wird ihnen in einer feierlichen Zeremonie das benötigte Loch in die Unterlippe gestochen. Gepierct wird mit einem spitzen Affenknochen, ein paar Tage später bekommen die Kinder dann ihren ersten, charakteristischen Lippenpflock aus weißem Holz, der sie nun zum anerkannten Stammesmitglied macht. Anschließend wird dieser etwa alle zwei Wochen durch einen neuen und geringfügig größeren Lippenpflock ersetzt.

Die geweiteten Nasenpiercings der Apatani-Frauen hingegen haben eine andere Bedeutung. Die Frauen wurden nämlich früher oft wegen ihrer Schönheit von Kriegern des rivalisierenden Nachbarstammes der Nishi entführt. Durch Tattoos im Gesicht und die geweiteten, mit Bambusplugs versehenen Nasenflügel sollten sie dann unattraktiv und abschreckend auf diese wirken. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich diese ursprünglich als Entstellung der Frauen gedachte Praktik zum Schönheitsideal innerhalb des Apatani-Volkes und steht heute für Mut und Stärke.

Ähnlich verhält es sich bei den Lippentellern der Mursi- und Surma-Frauen. Auch sie sollten anfangs durch diese Praktik entstellt werden, um sie vor Sklavenfängern zu schützen, für die sie nun wertlos waren. Innerhalb ihres Volkes entwickelte sich der ungewöhnliche Körperschmuck jedoch ebenfalls zu einem Schönheitsideal und bestimmt heute den Preis der Braut. Je größer der Lippenteller einer Mursi- oder Surma-Frau, desto wertvoller ist sie als Braut. Etwa im Alter vom 20 Jahren beginnt die Prozedur. Innerhalb einer nur sehr kurzen Zeit von sechs bis zwölf Monaten wird ihre Lippe auf ein Maximum gedehnt, die Lippenteller werden aus Ton oder Holz gefertigt.

Der Trend

Von den indigenen Naturvölkern kamen die gedehnten Piercings langsam aber sicher auch in die westliche Welt und traten hier ihren Siegeszug an. Zunächst waren sie in Subkulturen anzutreffen, doch mittlerweile sind sie auch im „Mainstream“ angekommen und akzeptiert.